Wir leben in einer Multiscreen Welt. Aktuelle Erhebungen besagen, dass 97% der Amerikaner eine TV haben, die große Mehrheit davon hat mehr als einen, 90% haben ein Mobiltelefon, 58% davon ein Smartphone, 42% haben ein Tablet, und 32% einen eReader. In Europa wie auch in Deutschland sieht dies nur unwesentlich anders aus.
Wir bewegen uns im Verlauf des Tages sequenziell von Screen zu Screen. Wir starten mit dem Smartphone, machen weiter mit dem PC und beenden inzwischen auch manche Aufgabe auf dem Tablet-PC. Zudem nutzen wir immer häufiger mehrere Endgeräte gleichzeitig. Während wir im Durchschnitt immer noch die meiste Zeit mit dem fernsehen verbringen, besagt die Multi-Screen-Studie von Google (2012), dass der Großteil der Zuseher dem Fernsehgerät nicht mehr die volle Aufmerksamkeit schenken. 77 Prozent der Fernsehzuschauer nutzen gleichzeitig ein weiteres Gerät.
Der durchschnittliche Smartphone-Besitzer überprüft sein Gerät mehr als 200 mal am Tag. Über 90% haben ihr Smartphone immer in Reichweite. Fast alle, die mehrere Endgeräte besitzen, erledigen Aufgaben über mehrere Screens hinweg. Eine aktuelle Analyse aus Großbritannien besagt, dass die Menschen zuhause im Durchschnitt in einer Stunde 21 mal das Endgerät wechseln.
Die Lücken in den Services über die unterschiedlichen Endgeräte hinweg zu schließen ist eine enorme Herausforderung. Denn die Nutzer erwarten, dass der Informationsfluss auf der ganzen Welt frei fließen kann.
Wir wechseln die Eingabe- und die Interaktionsmethoden durch die unterschiedlichen Endgeräte bedingt. Dabei unterscheidet sich auch der Nutzungskontext erheblich. Deshalb ist die zentrale Frage, wie gehen wir mit den physikalischen Lücken zwischen unseren Geräten um? Ist ein responsives Interface-Design das Allheilmittel? Oder braucht man dafür doch zusätzlich eine „Native“ App auf dem Smartphone?
Die Anwender erwarten heute eine Online- oder auch Offline-Erfahrung, die nicht nur auf das verwendete Gerät reagiert, sondern auch auf den Standort des Nutzers, die Tageszeit, auf das was bereits gelesen wurde, das die Anwendung in Echtzeit Bezug nimmt auf die Ereignisse die rund um den und mit dem Nutzer passieren.
Um die Aufmerksamkeit der Nutzer für die nächste Generation von interaktiven Medien zu bekommen, braucht man deshalb vielmehr eine responsive Philosophie, die weit mehr umfasst als die bloße Gestaltung von Anwendungen, die sich auf die Bildschirm-/ Display-Größe anpassen.
Diese responsive Philosophie und der reibungslose Übergang der Benutzererfahrung von Endgerät zu Endgerät galt es im Rahmen der Semesterarbeit von der Ideen bis hin zum Endergebnis nach der Lean-UX-Design-Vorgehensweise zu entwickeln.
Im Seminar beschäftigten sich die Studenten mit Fragestellungen wie beispielsweise: was kann die neue Responsivität für die Nutzer genau bedeuten? Wie verhalten sich Nutzer? Wie benutzen sie Ihre Geräte? Wie nutzen sie das Internet? Was muss alles bei der Gestaltung von interaktiven Medien der nächsten Generation beachtet werden? Wie entwickelt man eine digitale Geschäftsidee? Wie geht man nach der Lean-UX-Vorgehensweise von der Ideenentwicklung, der Konzeption, der visuellen Gestaltung bis hin zur Durchführung von einfachen Usability-Tests vor? Welchen Herausforderungen begegnet man als Designer?
Ziel war es den Themenkomplex kennenzulernen, zu untersuchen und auf die eigene Arbeit in diesem Seminar und auch darüber hinaus zu übertragen. Die Teilnehmer konnten in Vorträgen und Workshops methodisch erfahren was zu beachten ist und welche Möglichkeiten sich ergeben.
Im Rahmen des Seminars konzipierten und gestalteten die Teilnehmer eigenständig oder in Kooperation mit anderen Kommilitonen eine eigene Idee, die mit simplen Tools prototypisch realisiert und innerhalb des Seminars getestet werden sollte. Programmierkenntnisse waren dabei keine Voraussetzung.